Anlässlich des Welt-Adipositas-Tags 2023 verwies die WHO Europa (Weltgesundheitsorganisation Europa) auf Trends in Bezug auf Übergewicht und Adipositas bei Kindern im Grundschulalter. „Es wurde festgestellt, dass 29 % der Kinder im Alter zwischen 7 und 9 Jahren in den Ländern […] mit Übergewicht […] leben.“ Betroffen waren zu diesem Zeitpunkt 31 % der Jungen und 28 % der Mädchen. Kurz gesagt: Jedes dritte Kind ist von Übergewicht oder Adipositas betroffen. Auslöser sind bekanntermaßen ein Mangel an Bewegung und ungesunde Ernährung. So essen beispielsweise weniger als die Hälfte (43 %) der Kinder jeden Tag frisches Obst. Diese Zahlen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden, denn Übergewicht bei Kindern kann schwerwiegende gesundheitliche Folgen nach sich ziehen. In diesem Beitrag erläutern wir, wie Sie feststellen, ob Ihr Kind Übergewicht hat, oder ein Risiko dahingegen, und wie Sie dieses reduzieren können.
Anmerkung: Bei den unten genannten Hinweisen handelt es sich um kein medizinisches Fachwissen. Sollte Ihr Kind starkes Übergewicht aufweisen und Sie Empfehlungen von einer Fachperson suchen, wenden Sie sich bitte an Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist Adipositas?
- Warum ist Übergewicht bei Kindern so problematisch?
- Wie wird Übergewicht bei Kindern festgestellt?
- Wie lässt sich Übergewicht bei Kindern reduzieren?
- Gesunde Ernährung und Bewegung – Warum ist die Kombination so wichtig?
Was ist Adipositas?
Adipositas, auch Fettleibigkeit genannt, ist ein medizinischer Zustand, der sich durch eine übermäßige Ansammlung von Körperfett auszeichnet. Dieses Körperfett kann sich negativ auf die Gesundheit einer Person auswirken und das Risiko für verschiedene Gesundheitsprobleme erhöhen – darunter Herzkrankheiten, Typ-2-Diabetes, Bluthochdruck, Schlaganfall, bestimmte Krebsarten und andere chronische Erkrankungen.
Warum ist Übergewicht bei Kindern so problematisch?
Adipositas im Kindesalter ist besonders kritisch, da die Kleinen sich noch mitten in der Entwicklung befinden. Das Übergewicht bringt deshalb nicht nur unmittelbare Gesundheitsprobleme mit sich, sondern auch ein erhöhtes Risiko für langfristige Krankheiten wie Typ-2-Diabetes und Bluthochdruck. Zudem kann Übergewicht bei Kindern zu psychischen Problemen wie einem geringen Selbstwertgefühl führen.
Da ihnen körperliche Aktivitäten häufig schwerfallen, weil sie unter orthopädischen und Atemwegsproblemen leiden, steht das Übergewicht in den meisten Fällen auch mit einem sozialen Ausschluss in Verbindung. Die Langzeitfolgen sind gravierend, da die betroffenen Kinder mit hoher Wahrscheinlichkeit auch im Erwachsenenalter übergewichtig bleiben. Deshalb ist es wichtig, Adipositas oder dahingehende Tendenzen frühzeitig festzustellen und die Ernährungs- und Lebensgewohnheiten des betroffenen Kindes zu verbessern.
Wichtig: Übergewicht bei Kindern sollte keinesfalls als ästhetischer Makel, sondern in erster Linie als Gesundheitsproblem verstanden werden. Das Wohlbefinden und die Lebensqualität des betroffenen Kindes stehen im Vordergrund. Sie sollten daher auch als Ziele angestrebt werden.
Wie wird Übergewicht bei Kindern festgestellt?
Ob ein Kind Übergewicht hat, kann auf verschiedene Weise festgestellt werden. Stark übergewichtigen Kindern sieht man bereits an, dass sie von Adipositas betroffen sind. Orientierung sowie eine genaue Diagnose liefern zudem folgende Methoden:
- BMI-Berechnung: Eine grobe Einschätzung zum körperlichen Zustand Ihres Kindes gibt der BMI (Body-Mass-Index). Dieser ermittelt alters- und geschlechtsspezifisch den Körperfettwert, indem er das Körpergewicht durch die Körpergröße dividiert. BMI-Rechner finden Sie online. Achten Sie jedoch darauf, einen BMI-Rechner speziell für Kinder und Jugendliche zu verwenden, da sich Körperzusammensetzung und Wachstumsmuster mit dem Alter ändern.
- Perzentilkurven: Der BMI-Wert eines Kindes wird in die sogenannte Perzentilkurven eingeordnet. Diese Kurven zeigen den BMI in Relation zu dem von Kindern desselben Alters und Geschlechts. Ein Kind gilt als übergewichtig, wenn sein BMI zwischen dem 85. und 94. Perzentil liegt und als adipös (fettleibig), wenn der BMI über dem 95. Perzentil liegt.
- Ärztliche Bewertung: Die verbindlichste Methode ist nach wie vor der Besuch beim Arzt. Eine körperliche Untersuchung und die Bewertung durch Fachpersonal gibt Auskunft über den Gesundheitszustand eines Kindes und zeigt mögliche bereits bestehende Gesundheitsprobleme auf, die mit Übergewicht verbunden sein können.

Wie lässt sich Übergewicht bei Kindern reduzieren?
Die Behandlung von Adipositas erfordert ein ganzheitliches Konzept. Dazu zählt eine Veränderung der Ernährungsweise sowie vermehrte körperliche Aktivität, aber auch ein unterstützendes familiäres Umfeld. Einige Schlüsselstrategien sind:
1. Gesunde Ernährung fördern
Eine ausgewogene Ernährung ist das A und O, wenn es darum geht, Übergewicht bei Kindern zu reduzieren. Auf dem Speiseplan sollte viel Obst und Gemüse zu finden sein, ebenso wie Vollkornprodukte und magere Proteine. Auf zuckerhaltige Getränke, Fast Food und Snacks mit hohem Fett- und Zuckergehalt sollte besser verzichtet werden.
2. Regelmäßige körperliche Aktivität
Insbesondere Kinder, die sich noch in der Entwicklung befinden, brauchen regelmäßig ausreichend Bewegung, um ihre motorischen Fähigkeiten zu schulen. Zudem baut Bewegung überschüssige Energie und Stress ab, was zu mehr Gelassenheit und Zufriedenheit führt. Kinder sollten daher ermutigt werden, täglich mindestens 60 Minuten moderater bis intensiver körperlicher Aktivität nachzugehen. Dies kann Spielen im Freien, Sport, Tanzen, Schwimmen oder Radfahren umfassen.
Wie viel Bewegung die Weltgesundheitsorganisation für Kinder empfiehlt, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag „WHO Bewegungsempfehlung: Soviel Bewegung brauchen Kinder, um gesund aufzuwachsen“.
Tipps, wie Sie Kinder zu mehr Bewegung im Alltag motivieren, haben wir in unserem Beitrag „Kinder zu Bewegung motivieren – So geht’s!“ für Sie zusammengetragen. Lesen Sie gerne rein.
3. Bildschirmzeit begrenzen
Ein entscheidender Faktor, der beim Thema Übergewicht oft unterschätzt wird, ist die Bildschirmzeit. Diese wird in der Regel sitzend verbracht und verführt zum beiläufigen Snacken. Wird die Zeit, die das Kind vor Fernseher, Computer und Smartphone verbringt, reduziert und durch aktive Beschäftigungen ergänzt, trägt das zu einem deutlich gesünderen Lebensstil.
4. Eine hilfreiche Umgebung schaffen
Möchte man Gewohnheiten verändern, spielt das Umfeld dabei eine wichtige Rolle. Wird das Kind beispielsweise stetig mit herumliegenden Süßigkeiten konfrontiert, fällt der Verzicht schwer. Gleiches gilt für die Aktivität im Alltag. Gibt es daheim nichts Interessantes zu tun, erscheinen Fernseher oder Computer wie eine gute Idee gegen die Langeweile. Stellen Sie daher sicher, dass gesunde Snacks wie Obst und Gemüse leicht zugänglich sind und dem Kind in der Freizeit ausreichend Aktivitäten zur Option stehen.
5. Unterstützung der Familie
Bei der Umsetzung eines gesünderen Lebensstils ist die Unterstützung und Motivation durch die Familie unverzichtbar. Gerade für Kinder sind die eigenen Eltern ein großes Vorbild, an dem sie sich orientieren. Wenn diese sich mit viel Obst und Gemüse ernähren und im Alltag aktiv sind, ist das ein guter Ansporn für die Kleinen. Denn gemeinsam hält man leichter durch.
6. Professionelle Unterstützung
Bei Bedarf sollten Familien erwägen, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, z. B. von Ernährungsberatern, Kinderärzten oder psychologischen Fachkräften, die spezielle Programme zur Gewichtsreduktion anbieten. Auf diese Weise kann ein effektiver Plan erstellt werden, der dem Kind beim Abnehmen hilft.
Gesunde Ernährung und Bewegung – Warum ist die Kombination so wichtig?
Gewichtsverlust tritt auf, wenn der Körper mehr Kalorien verbrennt, als er durch Nahrung aufnimmt. Eine Ernährungsumstellung kann helfen, die aufgenommenen Kalorien zu reduzieren, während Sport dazu beiträgt, mehr Kalorien zu verbrennen. Übergewicht bei Kindern kann folglich durch die Kombination beider Strategien – Sport und gesunde Ernährung – effektiver abgebaut.
Dazu kommt, dass bei einer reinen Nahrungsumstellung nicht nur Fett, sondern auch wertvolle Muskelmasse verloren geht. Regelmäßige Bewegung hilft, die Muskulatur zu erhalten oder sogar zu fördern, was wiederum den Grundumsatz des Körpers – also die Menge an Kalorien, die der Körper in Ruhe verbrennt – steigert. Körperliche Aktivität regt den Stoffwechsel an und unterstützt den Körper dabei, Zucker aus der Nahrung effizienter zu verarbeiten. Zudem verbessert sie die Herz- und Lungenfunktion und stärkt das Immunsystem, welches das Kind vor Krankheiten schützt.
Weitere Tipps, wie sie dieses fördern können, finden Sie in unserem Blogbeitrag „Immunsystem stärken: So entwickelt Ihr Kind bessere Abwehrkräfte“. Lesen Sie mal rein.
Zum Weiterlesen
Ein gesunder Lebensstil ist in vielerlei Hinsicht von Vorteil, unter anderem weil er dafür sorgt, ein passendes Körpergewicht beizubehalten. Lesen Sie unseren Blogbeitrag „Übergewicht vorbeugen bei Kindern: Ursachen und Tipps für Eltern & Erzieher“, um zu erfahren, was Sie dafür tun können.
Stress kann auch bei Kindern zu einem veränderten Essverhalten und weniger körperlicher Aktivität im Alltag führen. Wie er sich weiterhin äußert und was Eltern tun können, um ihren Kleinen die Last von den Schultern zu nehmen, erfahren Sie in unserem Blogbeitrag „Stress bei Kindern abbauen: durch Bewegung, Entspannung und Fürsorge“. Klicken Sie gerne rein.