Der Unterschied zwischen Bewegungspädagogik und Bewegungstherapie

12. Februar 2019

Einrichtungen, wie Kindergärten, KiTas, Schulen und Co. arbeiten dieser Tage mit einer Menge Fachtermini, um ihr Angebot zu beschreiben: Von der Bewegungspädagogik über die Bewegungstherapie bis hin zur Bewegungserziehung – ein reines Betreuungsangebot ohne Förderungsaspekt reicht im Erziehungs- und Bildungssektor längst nicht mehr aus. Doch worin liegt eigentlich der Unterschied? Zum Thema Bewegungserziehung berichteten wir schon in unserem Blogeintrag „Bewegungserziehung: Was steckt dahinter?“. Worin der Unterschied zwischen Bewegungspädagogik und Bewegungstherapie liegt, das erfahren Sie in den folgenden Zeilen.

Inhaltsverzeichnis

Worum handelt es sich bei der Bewegungspädagogik?

Wer als Erzieher in einer Einrichtung tätig ist, ist nicht automatisch auch als Bewegungspädagoge qualifiziert. Denn für diesen Zweig der Kindererziehung bedarf es einer Ausbildung – oder man absolviert das Studium im Fach Pädagogik. In dieser lernen die zukünftigen Pädagogen, Kindern über altersgerechte Übungen und spezielle Förderungen die Freude an Bewegung zu vermitteln. Auch die enge Verknüpfung von Bewegung und Bildung ist ein Grundbaustein der Bewegungspädagogik und Lerninhalt der Ausbildung. Die richtige Bewegung fördert erwiesenermaßen die soziale, kognitive, motorische und emotionale Entwicklung von Kindern. Und vor allem die frühkindliche Entwicklung sollte unbedingt durch ein reiches Bewegungsangebot unterstützt werden. Bewegungspädagogen gibt es dabei nicht ausschließlich für den jungen Teil der Bevölkerung, sondern für jedes Alter und jeden Anspruch.

Ein Bewegungspädagoge eignet sich in seiner Ausbildung folgendes Wissen an:

  • Die Grundlagen von Kinder-Gesundheit
  • Die (früh-)kindliche Entwicklung
  • Die Grundlagen von Bewegungsvermittlung
  • Ein umfangreiches Repertoire an Übungen, Kurskonzepten und Spielideen
  • Unterrichtsaufbau
  • Psychologie und gesellschaftliche Grundlagen für den Umgang mit unterschiedlichen Menschen, sowie Gruppendynamiken
  • Kenntnisse über Anatomie und Bewegungsstörungen

Die Vermittlung kann über Tanz, Gymnastik oder auch Sport stattfinden, je nachdem welche Art der Unterrichtende für die Unterstützung bestimmter Entwicklungsaspekte als sinnvoll ansieht. Praxiserfahrung ist zusätzlich Pflicht und wird über Praktika gewonnen. Dazu ist der Pädagoge direkter Ansprechpartner und Ratgeber für Eltern im Hinblick auf die Bewegungspädagogik. Er kann ihnen genau sagen, wie sie ihr Kind am besten fördern.

Worum handelt es sich bei der Bewegungstherapie?

Die Bewegungstherapie dreht sich im Gegensatz zur Bewegungspädagogik eher um den gesundheitlichen Aspekt – zur Vorbeugung von Krankheiten, aber genauso zur Begleitung dieser oder zur Nachsorge. In der Physiotherapie ist die Bewegungstherapie ein fester Bestandteil. Bewegung wird dabei als Behandlungsform angesehen und nicht so sehr als Entwicklungsförderung. Übrigens nutzten schon die alten Griechen Bewegung zu diesen Zwecken. Seit dem 19. Jahrhundert ist sie ein anerkannter, medizinischer Bereich. Bewegungstherapie verordnet dazu – im Gegensatz zur Bewegungspädagogik – meist der Arzt.

Bewegungstherapeuten kümmern sich um folgende Bereiche:

  • Muskelaufbau und -stärkung
  • Lockerung und Dehnung von Muskeln, Sehnen etc.
  • Schaffung eines guten Körpergefühl (z. B. durch Verbesserung der Haltung)
  • Schulung von koordinierten Bewegungsabläufen
  • Anregung der Durchblutung, Atmung und des Stoffwechsels
  • Anregung des Herz-Kreislauf-Systems

In unserer heutigen Gesellschaft wird die Bewegungstherapie vor allem zur Behandlung oder Prävention von Zivilisationskrankheiten genutzt: Darunter fallen unter anderem Fettleibigkeit, Gelenkprobleme, Bluthochdruck, Durchblutungsstörungen, rheumatische Erkrankungen, Arthrose, Osteoporose oder auch Diabetes und Krebs. Mit gezielten Übungen lockern die Therapeuten zum Beispiel den Bewegungsapparat oder aktivieren bestimmte Muskelgruppen. Oft erhalten Patienten auch „Hausaufgaben“, also Bewegungsmuster, die sie zu Hause trainieren müssen, um eine Verbesserung des Wohlbefindens und der Gesundheit zu erreichen.

Fazit: Bewegungspädagogik vs. Bewegungstherapie

Komplett trennen lässt sich die Bewegungspädagogik von der Bewegungstherapie sicherlich nicht. Denn auch durch die Vermittlung von Spaß an Bewegung findet ja schon Prävention von gesundheitlichen Problemen statt. Allerdings sind die Ziele der beiden Themen unterschiedlich gewichtet. Wo die Bewegungspädagogik zwar für alle Generationen genutzt werden kann, ist die Bewegungstherapie für jedes Alter gleichermaßen relevant. Schwerpunktmäßig kommt der pädagogische Ansatz aber dennoch eher in Einrichtungen zur Kinderbetreuung oder in Schulen zur Anwendung. Die Bewegungspädagogik fokussiert dabei nicht nur die Sicherstellung von körperlicher Fitness, sondern vor allem auch die geistige Entwicklung der Kinder durch Bewegung – ganz nach dem Motto „Bildung durch Bewegung“. Die Bewegungstherapie ist hingegen in der Medizin als Behandlungsmethode verhaftet und unterstützt Groß und Klein bei der Verbesserung körperlicher Beschwerden, verursacht durch Störungen des Bewegungsapparates.

Und was ist dann eigentlich Bewegungsförderung? Damit beschäftigen wir uns im Beitrag „Der Zusammenhang von Bewegungsförderung und Bildung“.

Ein Kommentar zu Der Unterschied zwischen Bewegungspädagogik und Bewegungstherapie

  • Nora
    16. Januar 2020 / 10:08

    Gut zu wissen, dass die Bewegungstherapie schon von den alten Griechen genutzt war. Mir wurde eine solche Therapie empfohlen, um Gelenkprobleme zu behandeln. Daher informiere ich mich zum Thema. Dein Beitrag hat mir einen guten Überblick über den Unterschied zwischen Bewegungspädagogik und Bewegungstherapie angeboten. Es war mir nicht so klar! Danke!

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