Körperliche Inaktivität ist nach wie vor einer der größten Risikofaktoren für viele Krankheiten weltweit. Dazu zählen nicht nur Übergewicht und Adipositas, sondern auch Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Osteoporose im Alter. Um diesen vorzubeugen, veröffentlichte die Weltgesundheitsorganisation am 16. November 2020 einen Aktionsplan mit Empfehlungen zur täglichen körperlichen Aktivität für alle Altersgruppen, die Menschen dabei unterstützen sollen, den Körper fit und gesund zu halten. Besonders Kinder profitieren langfristig von regelmäßiger körperlicher Aktivität, weshalb Eltern und Erziehungsberechtigte die WHO-Leitlinien als Grundlage für ihre Aktivitäten betrachten sollten. In diesem Artikel fassen wir zusammen, was die WHO Bewegungsempfehlung für Kinder vorsieht.
Inhaltsverzeichnis
- Was ist die WHO?
- WHO Bewegungsempfehlung – Leitlinien für alle Altersklassen
- Was sieht die WHO Bewegungsempfehlung für Kinder vor?
- Umgang mit der WHO Bewegungsempfehlung: Leistungsanpassung darf sein
Was ist die WHO?
Die World Health Organisation (WHO), zu Deutsch Weltgesundheitsorganisation, ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen, deren Interesse dem internationalen, öffentlichen Gesundheitswesen gilt. Mit Hauptsitz in Genf, über 160 Länderbüros und 8000 Mitarbeiter:innen kümmert sich die Weltgesundheitsorganisation um Angelegenheiten wie die Bekämpfung von Krankheiten sowie die Förderung der allgemeinen Gesundheit weltweit. Dazu zählen beispielsweise:
- die Koordination von nationalen und internationalen Maßnahmen im Kampf gegen übertragbare Krankheiten wie HIV/ AIDS, Tuberkulose, Hepatitis und Grippe
- das Initiieren weltweiter Impfprogramme, wie z. B. der Impfung gegen Covid-19
- das Realisieren von Programmen gegen gesundheitliche Risikofaktoren wie Rauchen oder Übergewicht
- die Erhebung und Auswertung weltweiter Gesundheits- und Krankheitsdaten zur Erstellung fundierter Statistiken
- die Unterstützung beim Aufbau möglichst wirksamer und kosteneffizienter Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern
WHO Bewegungsempfehlung – Leitlinien für alle Altersklassen
Die „WHO Richtlinien zu körperlicher Aktivität und sitzendem Verhalten“ beinhalten Empfehlungen für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und ältere Menschen zur Häufigkeit, Intensität und Dauer körperlicher Bewegung, um signifikante gesundheitliche Vorteile zu erzielen und gesundheitliche Risiken zu mindern. Sie umfassten 100 Seiten, welche kostenfrei auf der Webseite der Weltgesundheitsorganisation heruntergeladen werden können. Grundsätzlich dient die WHO Bewegungsempfehlung der Verbesserung der körperlichen Fitness, der Herz-Kreislauf-Gesundheit (Blutdruck, Dyslipidämie, Glukose- und Insulinresistenz), der Knochengesundheit und kognitive Leistungen (akademische Leistung, Exekutivfunktionen) sowie der psychischen Gesundheit und Senkung des Adipositas-Risikos.
Neuerungen der Richtlinien im Jahr 2020
Bei der aktuellen WHO Bewegungsempfehlung handelt es sich um eine überarbeitete Version der WHO Richtlinien für Bewegung aus dem Jahr 2010. Neu in den Leitlinien sind seit 2020 ausdrückliche Empfehlungen zur Einschränkung sitzender Tätigkeiten, insbesondere in Verbindung mit der Beschäftigung am Bildschirm während der Freizeit, welche reduziert und zu Teilen durch körperliche Bewegung ausgetauscht werden soll.
Was sieht die WHO Bewegungsempfehlung für Kinder vor?
Für Kinder und Jugendliche im Alter von 5 bis 17 Jahren sieht die WHO Bewegungsempfehlung täglich mindestens 60 Min. täglich moderate bis intensive Bewegung vor. Dabei sollte der Sport an mindestens drei Tagen pro Woche intensiv sein und zur Stärkung von Muskulatur und Knochen beitragen.
Die WHO weist explizit darauf hin, dass Zeiten die sitzend, insbesondere vor einem Bildschirm, verbracht werden, minimiert werden sollten, und dass für Kinder und Jugendliche eine Auswahl verschiedener, dem Alter und Können angepasster Betätigungsmöglichkeiten, wichtig sind.
Die Mischung macht’s – Ausdauertraining und Kraftsport
Der Hauptfokus der Bewegungsempfehlung ruht auf dem Ausdauersport, welcher die Fähigkeit des Körpers fördert, über einen längeren Zeitraum hinweg Leistung zu erbringen. Er stärkt das Herz-Kreislauf-System, verbessert dadurch die Durchblutung und regt den Stoffwechsel an. Zudem sollten jedoch auch Elemente aus dem Kraftsport in die wöchentliche Aktivität eingebunden werden, welche die Muskulatur stärken und dem Körper Stabilität verleihen. Menschen, die gelegentlich Kraftsport treiben, sind in der Regel weniger anfällig für Verletzungen, da eine gut trainierte Muskulatur sich auf die Beweglichkeit auswirkt und ein besseres Körpergefühl mit sich bringt. Ausdauer- und Krafttraining bieten folglich Gesundheitseffekte, die sich hervorragend ergänzen. Für eine umfassende körperliche Fitness sollte daher beides praktiziert werden.
Anmerkung zum Sport mit Kindern: Ausdauer- und Krafttraining bei Kindern sollten nicht als eigener Sport betrachtet werden, wie es bei Erwachsenen der Fall ist, die beispielsweise regelmäßig das Fitnessstudio besuchen. Stattdessen sollte Bewegung bei Kindern spielerisch stattfinden. Legen Sie deshalb vor allem Wert auf die Vielfalt der Bewegungsabläufe und motivieren Sie Kinder zu Bewegungen, welche die Muskulatur beanspruchen. Das kann beispielsweise Hangeln und Klettern auf dem Spielplatz sein oder Spiele wie gemeinsames Tauziehen.
Umgang mit der WHO Bewegungsempfehlung: Leistungsanpassung darf sein
Bei den WHO Bewegungsempfehlungen handelt es sich, wie der Name bereits verrät, um Empfehlungen. Die Angaben zu Bewegungsfrequenz und Dauer sind folglich als Optimalfall zu verstehen. Nicht alle Kinder sind physisch und psychisch in der Lage, diesen Anforderungen nachzukommen. Insbesondere schwergewichtige und untrainierte Kinder schaffen es häufig nicht, sich regelmäßig intensiv zu bewegen. In diesem Fall ist eine Abklärung und Beratung durch einen Kinderarzt notwendig und in jeder Hinsich hilfreich. Ein niedriges Fitnesslevel soll jedoch nicht demotivieren. Daher gilt:
- Ein geringes Maß an körperlicher Betätigung ist besser als gar keine Aktivität.
- Wenn Kinder und Jugendliche nicht den Empfehlungen entsprechend Sport treiben können, fördert auch eine geringe Menge an körperlicher Bewegung die Gesundheit.
- Insbesondere Kinder und Jugendliche mit niedrigem Fitness-Level sollten mit kleinen Mengen körperlicher Aktivität beginnen und die Häufigkeit, Intensität und Dauer mit der Zeit steigern.
- Es ist wichtig, allen Kindern und Jugendlichen sichere und faire Möglichkeiten für Bewegung zu bieten und sie zu ermutigen, sich an körperlichen Aktivitäten zu beteiligen, die Spaß machen, abwechslungsreich sind und ihrem Alter sowie ihren Fähigkeiten entsprechen.
Ihre Kinder verbringen den Tag lieber auf dem Sofa als sich körperlich zu betätigen? In unserem Blogbeitrag „Kinder zu Bewegung motivieren – So geht’s!“ finden Sie hilfreiche Tipps, wie Sie mehr Bewegung in den Alltag bringen. Lesen Sie gerne mal rein.