Bewegungserziehung: Was steckt dahinter?

08. Februar 2019

Bewegungserziehung für Kinder ist in unserer Gesellschaft ein Muss, denn eines ist Fakt: Die Bewegung – vor allem bei Kindern, genauso aber auch bei uns Erwachsenen – leidet. Warum das so ist? Bewegungs- und Freiräume verschwinden durch Bebauung. Der Lebensstil unserer Gesellschaft tendiert immer mehr zu einem „sitzenden“. Die Gründe sind vielfach diskutiert, und ob man nun die Digitalisierung oder lange Büro- und Schulstunden dafür verantwortlich macht – eines ist klar: Unser Land braucht mehr Bewegung! Wo Erwachsene für sich selbst bewusst einen „bewegteren“ Alltag einrichten könnten, ist es wichtig, gerade kleinen Kindern frühzeitig den Spaß an Bewegung zu vermitteln. Denn vor allem die frühkindliche Entwicklung profitiert immens von einer körperlichen und aktiven Auseinandersetzung der Kinder mit ihrer Umwelt.

Es ist bedenklich, dass ein Großteil der Bevölkerung seine Muskeln erst dann wahrnimmt, wenn sie verspannen und schmerzen. Im Jahr 2014 erstellte das Bundesministerium für Gesundheit deshalb im Kontext einer Arbeisgruppe bestehend aus intersektionalen Experten eine offizielle „Nationale Empfehlung für Bewegung und Bewegungsförderung“. Was die Bewegungserziehung im Hinblick auf die Pädagogik umfasst und weshalb die Förderung der motorischen Fähigkeiten speziell in Einrichtungen wie dem Kindergarten oder der Kindertagesstätte von Bedeutung ist, erfahren Sie hier.

Inhaltsverzeichnis

Welche Aufgaben hat die Bewegungserziehung?

Im Großen und Ganzen geht es bei der Bewegungserziehung darum, Bewegung in den Kindergarten- oder KiTa-Alltag zu integrieren. Dabei sollte ein Kind seine Motorik trainieren und mittels der Bewegung auch seine Wahrnehmung schulen – und das nicht nur in „Sportstunden“, sondern im ganzheitlichen Stil. Dieses Prinzip sollte für die pädagogische Arbeit grundsätzlich sein. Dem Kind wird so der Umgang mit dem eigenen Körper näher gebracht. Sprich, es lernt sich körperlich mit der räumlichen Umgebung, anderen Menschen, aber auch mit dem eigenen Körper auseinanderzusetzen. Erziehungseinrichtungen müssen in diesem Sinne dafür sorgen, dass Kinder genügend Möglichkeiten haben, Erfahrungen mit all ihren Sinnen zu machen, um so eine positive Entwicklung zu unterstützen. Verschiedene Studien belegen, dass sich Bewegung vor allem auf die frühkindliche Entwicklung positiv auswirkt und sowohl motorische Fähigkeiten, körperliche Fitness und Gesundheit, als auch die Lern- sowie Selbstkompetenz verbessert. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Funktionen vor, welche die Bewegungserziehung unterstützen soll.

Bewegungsfunktionen für die Kindesentwicklung

Prof. Dr. Renate Zimmer – Spezialistin im Bereich Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt „Frühe Kindheit“ – differenziert zwischen acht Funktionen, die Bewegung innerhalb der Entwicklung von Kindern haben kann:

  • die personale Funktion: Entwicklung eines Selbstbildes
  • die soziale Funktion: Gruppenspiel und Umgang mit anderen
  • die produktive Funktion: Selbst etwas erschaffen
  • die expressive Funktion: Empfindungen durch Bewegung ausleben
  • die impressive Funktion: Gefühle empfinden und durch Bewegung spüren
  • die explorative Funktion: die räumliche Umwelt erforschen
  • die komparative Funktion: sich mit anderen messen und Fähigkeiten vergleichen
  • die adaptive Funktion: Herausforderungen meistern, Grenzen kennenlernen und die eigene Leistungsfähigkeit steigern

Die Funktionen sind hier zwar in Kategorien eingeteilt, können aber nicht wirklich klar voneinander getrennt werden. Verschiedene Tätigkeiten oder Übungen aus der Bewegungserziehung bedienen mitunter mehrere Funktionen gleichzeitig, überlappen oder ergänzen sich.

Für jedes Alter das richtige Bewegungsangebot

Für die sinnvolle Planung eines Bewegungsangebots innerhalb der Bewegungserziehung müssen Pädagogen und Pädgoginnen das Alter und die Entwicklungsstufe von Kindern mitdenken. Ab wann verstehen Kinder z. B. Spielregeln? Welche Bewegungsübungen oder Spiele fordern Kinder welchen Alters? Wann herrscht vielleicht Überforderung? Doch hier müssen wir, als Erwachsene, überlegen, ob unsere Vorannahmen über die Bewegungsbedürfnisse und -vorlieben von Kindern in einem gewissen Alter auch zutreffen, oder man in Klischees denkt. Verschiedenes Wissen fließt dabei mit ein: Gelerntes aus der Ausbildungs- oder Schulzeit, Alltagserfahrungen mit Kindern sowie gesammelte Erfahrungen im Umgang mit diesen. Nur weil Kinder gleich alt sind, heißt es nicht, dass sie auch den gleichen Entwicklungsstand aufweisen. Deshalb ist ein einheitliches Programm im Rahmen der Bewegungserziehung nicht förderlich und unter- bzw. überfordert mitunter manche Teilnehmer. Entwicklung passiert nicht von selbst, sondern ist immer das Ergebnis von vorhergegangenem Lernen und Erfahren.

Anmerkung: Teil einer guten Erziehung ist es, Kindern vielfältige Eindrücke zu ermöglichen. Sicherlich sind diese auch in einem geschlossenen Zimmer erfahrbar, möchten Eltern ihrem Sprössling aber eine gesunde Förderung bieten, gilt die Devise: „Ab nach draußen!“ Naturerfahrungen sind im Zusammenhang mit der Bewegungserziehung unwahrscheinlich wichtig. Beobachten Sie einmal das Verhalten Ihres Kindes im Garten oder Park. Es wird sich mit seiner Umgebung intensiv auseinandersetzen– eine tolle Übung für für die Wahrnehmung und die Bildung!

Ein starkes „Ich“ in einem starken Körper dank Bewegungserziehung

Wer bin ich, was kann ich und wie stehe ich Anderen gegenüber? Solchen Fragen kann eine gute Bewegungserziehung Kindern zu einer Antwort verhelfen. Denn Erfahrungen, die Kinder über Bewegung machen, wirken sich auch auf das Selbstkonzept dieser aus. Prof. Dr. Zimmer nennt in diesem Zusammenhang die Stichworte „Selbstwertgefühl“, „Selbstbewusstsein“ und „Selbstwirksamkeit“. Kinder, die sich mit ihrer Umwelt aktiv auseinandersetzen, lernen sich selbst einzuschätzen und ihren Fähigkeiten zu vertrauen. Dazu können sie ihre Fähigkeiten mit denen anderer Kinder messen oder mit diesen eigene Werke schaffen. Nichts stärkt ein Selbstbewusstsein mehr, als der Gedanke: „Ich hab das ganz alleine geschafft.“ Dabei ist es egal, ob es sich um eine gemeisterte Herausforderung oder die Kreation eines Objekts handelt. Auch hier gilt es durch bewegungserzieherische Maßnahmen Gelegenheiten zu schaffen, die dem Kind diese Erfahrungen ermöglichen.

Fazit: Bewegungserziehung bei Kindern

In keinem Alter verläuft die Entwicklung von kognitiven, sozialen, emotionalen und motorischen Fähigkeiten so rasant wie bei (Klein-)Kindern. Auch im Alter verändern sich Menschen zwar noch, aber längst nicht so schnell wie in der Kindheit. Deshalb ist der Ansatz der Bewegungserziehung als Förderprogramm in Erziehungsinstitutionen so wichtig. Wenn Kinder sich auf Rutschen, Schaukeln, beim Klettern oder Herumrennen, alleine oder in einer Gruppe austoben, ist das nicht nutzloses Spiel. Im Gegenteil. Solche Spielerfahrungen sind essentiell für die kindliche Entwicklung und sollten auch in Kindergärten, KiTas und Co. sowohl angeboten als auch gefördert werden. Eine altersgerechte Spielanlage kann beispielsweise eine ideale Grundlage für entwicklungs- und bewegungsfördernde Maßnahmen innerhalb der Bewegungserziehung bei Kindern sein. Mit uns, eibe, haben Sie dazu einen echten Spezialisten an der Seite, der Ihnen gerne beratend zur Seite steht.

Neben der Bewegungserziehung gibt es auch noch andere Ansätze, die sich um die Bewegung des Kindes drehen:

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