Feinmotorik ist den meisten von uns ein bekannter Begriff. Den wenigsten ist jedoch auch bewusst, wie stark wir im Alltag auf sie angewiesen sind. Wir bewegen unsere Finger und Füße und verändern unsere Mimik wie selbstverständlich. Dabei denken wir nicht darüber nach, dass wir vor allem die kleinen, filigranen Bewegungen erst einmal lernen und ausgiebig trainieren mussten. Genau dieser Herausforderung stellt sich jedes Kind. Dessen Feinmotorik muss im Kleinkindalter nämlich überhaupt erst einmal richtig entdeckt werden.
In diesem Blogbeitrag zeigen wir Ihnen, wie wichtig die Ausprägung der Feinmotorik für die kindliche Entwicklung ist und mit welchen Übungen zur Feinmotorik Sie Ihr Kind fördern können.
Inhaltsverzeichnis
- Ohne Grobmotorik geht’s nicht
- Feinmotorik fördern: Warum ist das so wichtig?
- Feinmotorik fördern – mit Übungen, die Spaß machen!
Ohne Grobmotorik geht’s nicht
Die Entwicklung der Grobmotorik, also der allgemeinen Bewegungsfertigkeit eines Menschen, findet in der Regel gänzlich unbewusst statt. Sie beginnt bereits im ersten Säuglingsmonat, wenn der Säugling sein Kinn anhebt. Von dort an schreitet die Ausprägung der Grobmotorik rasch voran. Das Kind lernt die Brust zu heben, zu sitzen und zu krabbeln, zu stehen, an der Hand zu laufen und schließlich auch ohne Hilfe zu gehen. Und das oft innerhalb seiner ersten 11 bis 15 Monate – wobei sich jedes Kind in seinem eigenen Tempo entwickelt.
Am effektivsten geschieht das, wenn dem Kind ausreichend Raum für Bewegungsfreiheit zur Verfügung steht.
Je mehr Platz es zum Erkunden hat und je mehr Möglichkeiten sich ihm bieten, seine Beweglichkeit auszuprobieren, desto besser. Und je solider die grobmotorische Basis, desto leichter fällt letztendlich auch das Trainieren der Feinmotorik.
Die Ausbildung der Grobmotorik ist mit dem freien Laufen jedoch noch lange nicht erledigt! Tatsächlich sind im Schulalter erst einmal die Grundkompetenzen der Motorik erreicht. Regelmäßige Bewegung verleiht dem Kind physische Selbstsicherheit und eine große Varianz an Reizen, die dem zentralen Nervensystem hilft, sich vollständig auszubilden. Außerdem weiß jeder, der Sport treibt: Bewegung erhöht die Koordinationsfähigkeit des Körpers! Daher ist es auch für Schulkinder enorm wichtig, die Feinmotorik zu fördern.
Mehr zum Thema Grobmotorik und Tipps, wie Sie Ihr Kind bei deren Entwicklung unterstützen, finden Sie in unserem Blogbeitrag „Grobmotorik fördern – Anregungen und Spielideen“.
Und weshalb Bewegung mehr als nur die körperlichen Fähigkeiten Ihres Kindes schult, erklären wir Ihnen im Blogbeitrag „Bildung durch Bewegung! Der Spielplatz fördert das Lernen“.
Feinmotorik fördern: Warum ist das so wichtig?
Mehr als nur Fingerspitzengefühl
Warum es sich lohnt, die Feinmotorik Ihres Kindes zu fördern, ist simpel erklärt: Weil man sie bei unzähligen Tätigkeiten im Alltag benötigt. Sobald die filigrane Führung der Finger und die geschickte Koordination beider Hände gefragt ist, kommt die Feinmotorik ins Spiel. Zum Beispiel beim Schnürsenkel binden, Jacke zuknöpfen, mit Besteck essen und Zähne putzen. Auch die Benutzung anderer feiner Muskeln, wie etwa die der Zehen und des Gesichts, fällt in die Kategorie „Feinmotorik“. Besonders die Sprechmotorik ist hierbei von großer Bedeutung, da sie für die richtige, verbale Artikulation verantwortlich ist.
Selbstständigkeit im Alltag
Da die Muskeln gerade im frühen Stadium stetig wachsen, schreitet die Ausbildung der Feinmotorik schnell voran. Finger weisen jedoch nicht von Anfang an großes Geschick auf, sondern müssen ausgiebig trainiert werden. So lernen Kinder beispielsweise erst den Pinzettengriff – also den Griff von Daumen und Zeigefinger, den man benutzt, um kleinteilige Gegenstände aufzuheben. Zudem muss die Augen-Hand-Koordination geübt werden, damit Kinder lernen, Gegenstände präziser zu handhaben. Spätestens in der Schule, wenn es daran geht, das Schreiben zu lernen, müssen Kinder einen Stift halten und ihn zielgerichtet führen können. Unterstützen Sie also die Entwicklung der Feinmotorik Ihres Kindes mit Fingerübungen, wird es zukünftig im Alltag besser zurechtkommen und Aufgaben schneller meistern.
Anmerkung: Lassen Sie sich und Ihrem Spross Zeit, die Feinmotorik zu entwickeln, und üben Sie fleißig. Hin und wieder dauert es einfach ein wenig länger. Besonders die Ausprägung der sogenannten Händigkeit benötigt seine Zeit. Manchmal entscheidet sich erst im achten oder gar neunten Lebensjahr, ob Ihr Kind Rechts- oder Linkshänder ist. Sollte der Stift vorher also zwischen den Händen hin- und herwandern, ist das ganz normal und kein Grund, eine Korrektur vorzunehmen.
Feinmotorik fördern – mit Übungen, die Spaß machen!
Unterschiedliche Bewegungsabläufe sind der Schlüssel zum Erfolg, wenn Sie die Feinmotorik Ihres Kindes fördern möchten. Je mehr die Bewegungen variieren, desto mehr Muskeln werden dabei trainiert. Also sorgen Sie am besten für eine bunte Mischung an Spielen, die sich in ihrem Ablauf nicht allzu sehr ähneln. Dabei bieten Zeichnen und Malen, ähnlich wie andere Konstruktionsspiele (LINK einfügen, wenn freigeschaltet!), ein tolles Training, das nicht nur die Motorik, sondern auch die Kreativität Ihres Sprösslings fördert. Wir haben fünf Feinmotorik-Spiele gesammelt, die dabei helfen, die Geschicklichkeit Ihres Kindes zu trainieren und obendrein auch noch richtig viel Spaß machen.
Nudelketten fädeln
Für diese Feinmotorik-Übung braucht es nicht viel: Lediglich eine Schüssel voll Penne-Nudeln und eine Schnur. Auf diese werden die Nudeln dann nacheinander aufgefädelt. Das kleinteilige Arbeiten ist ein super Training für die Feinmotorik der Finger. Dazu wird auch die Augen-Hand-Koordination trainiert, da das Loch in der Nudel stets mit dem Faden getroffen werden muss. Hat die Kette die Wunschlänge Ihres Kindes erreicht, einfach die Schnur abschneiden und verknoten. Fertig ist das Nudel-Accessoire!
Tipp: Wer es bunt mag, kann die Nudeln vorher auch prima mit Pinsel und Farbe bemalen oder ein paar Perlen zwischen die Nudeln fädeln.
Knetkakteen modellieren
Eine tolle und spaßige Art, die Feinmotorik der Finger zu fördern, ist das Modellieren mit Knete. Es müssen auch nicht immer Menschen oder Tiere sein, Pflanzen lassen sich genauso gut formen. Kakteen zum Beispiel! Aus grüner Modelliermasse wird der Körper gebildet – entweder lang oder kugelig – und mit halbierten Zahnstochern lassen sich sogar die Stacheln nachahmen. Das Justieren der Zahnstocher ist dabei super für die Augen-Hand-Koordination! Wer mag, modelliert den Pflanztopf gleich mit, oder steckt die Knetpflanzen in echte, kleine Töpfe, damit die Kakteen noch realistischer aussehen.
Rupfpapier-Bilder legen
Bilder mit Farbe malen kann jeder. Warum nicht einmal „malen“ mit Papier? Das macht Spaß und obendrein ist man dabei vor Farbflecken sicher! Für die Rupfpapier-Bilder wird etwas Buntpapier in kleine Stücke geschnitten oder eben einfach mit den Fingern gerupft. Anschließend werden die bunten Schnipsel zu Motiven arrangiert. Klebt man sie mit etwas Kleber auf ein Blatt Papier, hat man ein tolles Bild „gemalt“ – mit Papier! Das ist eine prima Abwechslung zu Buntstiften und Wasserfarben, trainiert den Pinzettengriff und fördert obendrein die Kreativität Ihres Kindes.
Malen mit Zehenfarben
Zehenfarben? Was soll das sein? Das gleiche wie Fingerfarben, natürlich! Mit dem kleinen Unterschied, dass man hier eben statt der Finger die Zehen benutzt. Socken aus und eingetunkt! Auf dem Boden malt es sich am leichtesten. Und mit etwas ausgelesener Zeitung als Unterlage ist auch für den Spritzschutz gesorgt. Das Ergebnis sieht am Ende wahrscheinlich etwas aus wie expressionistische Kunst, aber das Malen mit den Zehen verbessert die Beweglichkeit der Füße – und fühlt sich dabei auch noch ziemlich lustig an.
Grimassen schneiden
Klingt als wollten wir Sie veralbern, stimmt aber: Grimassen schneiden ist ein super Mittel, um die Gesichtsmuskulatur zu trainieren. Je wilder die Grimasse, desto mehr der feinen Muskeln werden dabei beansprucht. Also, auf geht’s! Am besten um die Wette! Wer kann das albernste Gesicht ziehen? Wer kann dabei auch noch mit den Ohren wackeln oder sogar die Zunge rollen? Entenschnabel, Knutschmund und Runzelstirn – alles super für die Feinmotorik. Wer zuerst lacht verliert!
Die Feinmotorik zu fördern, ist quasi ein Kinderspiel. Und bekanntlich lernen Kinder beim Spielen am besten. Welche unterschiedlichen Arten des Spiels es gibt und inwiefern sie Ihrem Kind bei der Entwicklung helfen, erläutern wir in unserem Blogbeitrag „Spielentwicklung in der frühen Kindheit: Welche Arten des Spiels gibt es?“.
Bild 1: PeopleImages / Signature Kollektion / istockphoto.com
Bild 2: miodrag ignjatovic / Signature Kollektion / istockphoto.com