Giftpflanzen & Spielplatz – das klingt erst mal ziemlich gefährlich! Schließlich sollen Kinder in Sicherheit spielen und toben können, ohne dass Gefahren lauern. Nicht nur bei Spielgeräten und Anlagen ist es wichtig, mögliche Risiken von vornherein auszuschließen – auch bei der Umgebungsgestaltung gibt es vieles zu beachten, wie zum Beispiel die Bepflanzung.
Inhaltsverzeichnis
- Giftpflanze ist nicht gleich Giftpflanze
- Von leicht bis tödlich giftig: Giftpflanzen, die man kennen sollte
- Gesunder Menschenverstand bei der Spielplatz-Bepflanzung!
- Neue Gefahren – Allergieauslöser auf dem Spielplatz
Giftpflanze ist nicht gleich Giftpflanze
Zunächst einmal gilt: Giftpflanzen gibt es überall! Sie umgeben uns in der freien Natur, in Parks und auch zu Hause als harmlos wirkende Zimmerpflanzen. Giftpflanze ist jedoch nicht gleich Giftpflanze – der Wirkstoffgehalt variiert beispielsweise je nach Standort, Jahreszeit, Temperatur, Pflanzenalter oder -teil. Ganz eindeutig ist aber, dass Kinder durch Giftpflanzen besonders gefährdet sind, da der kindliche Organismus noch nicht in der Lage ist, die Giftstoffe zu verarbeiten. Trotzdem wird es nicht möglich sein, Kinder vollständig vor dem Kontakt mit gering giftigen Pflanzen zu schützen – viele Pädagogen sind auch der Meinung, dass es sinnvoll ist, Kindern lieber Wissen und Verantwortung zu übermitteln, als kaum langfristig schädliche Pflanzen aus dem Bereich des Kindes zu verbannen. Deshalb sollte unbedingt nach wirklich potentiell tödlichen Pflanzen und minder giftigen sortiert werden.
Von leicht bis tödlich giftig: Giftpflanzen, die man kennen sollte
Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit hat im Bundesanzeiger (06.05.2000, Jahrgang 52, Nr. 86, S. 8517) eine Liste der „offiziell giftigen Pflanzen“ veröffentlicht. Diese beinhaltet 49 Giftpflanzen:
Aronstab, Bilsenkraut, Dieffenbachia, Efeu, Eibe, Eisenhut, Engelstrompete, Färberginster, Faulbaum, Feuerbohne, Fingerhut, weißer Germer, Gift-Hahnenfuß, Gift-Lattich, Goldregen, Gränke, Herbstzeitlose, Herkuleskraut, Kaiserkrone, Kartoffelbeeren, Kermesbeere, Kirschlorbeer, Korallenkirsche, Lebensbaum, Maiglöckchen, Meerzwiebel, Nachtschatten, Oleander, Pfaffenhütchen, Rizinus, Sadebaum, gefleckter Schierling, Schlafmohn, Seidelbast, Stechapfel, Stechpalme, Tabak, Tollkirsche, Wandelröschen, Wasserschierling, Bärenklau, Wolfsmilch-Arten, rote und weiße Zaunrübe, Zeitlose.
Eine weitere Veröffentlichung, die DIN 18034, die sich unter anderem auch dem Thema „Giftpflanzen & Spielplatz“ annimmt, beschränkt sich auf sechs dieser Giftpflanzen, nämlich Seidelbast, Pfaffenhütchen, Stechpalme, Goldregen, Herkulesstatue (Bärenklau) und Ambrosia. Dr. Elke Frenzel, Aufsichtsperson Kommunale Unfallversicherung Bayern, schreibt dazu, dass der Verzicht auf die Verwendung der in der DIN 18034 genannten sechs Pflanzen in der Regel als unproblematisch durchführbar angesehen werden und auch kaum einen Diskussionsgrund bei Planung und Betrieb von Spielplätzen darstellen. Im Bezug auf die längere Liste stellt sich dies etwas anders dar: Hier scheiden sich die Geister, ob zum Beispiel die alte Robinie oder die dichte Ligusterhecke wirklich beseitigt werden müssen. Eine individuelle Beurteilung der Risiken ist hier notwendig.
Gesunder Menschenverstand bei der Spielplatz-Bepflanzung!
Es ist also immer auch eine Abwägungssache, welche Bestandspflanzen entfernt werden müssen. Auch das Alter der Kinder spielt bei dieser Entscheidung eine Rolle. Während ältere Kinder in einer weiterführenden Schule kaum der Versuchung erliegen werden, während der großen Pause von der Hecke zu „naschen“, können rote Beeren im Garten einer Kinderkrippe eine echte Gefahr darstellen. Wer sich mit dem Thema „Giftpflanzen & Spielplatz“ auseinandersetzt, sollte wissen: Es gibt Pflanzen, die schon in einer kleinen Dosis tödliche Folgen haben können.
Zum Beispiel:
- Eibe: wenige Gramm tödlich (das Fruchtfleisch ist nicht giftig, zerkaute Samen allerdings schon*)
- Blauer Eisenhut: tödlich giftig, Lähmung durch Hautkontakt
- Engelstrompete: wenige Gramm der Blüte tödlich
- Herbstzeitlose: wenige Gramm tödlich
- Stechapfel: wenige Gramm tödlich
- Hortensie: enthält Blausäure, hochgiftig
- Goldregen: 5 – 10 Samen tödlich
- Tollkirsche: 3-4 Beeren tödlich
- Wasserschierling: schon in geringen Mengen tödlich
Neue Gefahren – Allergieauslöser auf dem Spielplatz
Es gibt aber auch Pflanzen, die zwar nicht tödlich giftig sind, jedoch auf oder bei Spielplätzen nicht erwünscht sind. Zum Beispiel die Herkulesstaude, auch Bärenklau genannt, oder Ambrosia.
Riesenbärenklau – ein Schrecken für die Haut
Der Riesenbärenklau (Heracleum mantegazzianum) ist viel mehr als nur ein nicht heimisches Unkraut oder, wie Botaniker sagen, ein „invasiver Neophyt“ (eindringende, neue Pflanze). Die riesige Pflanze, die aufgrund ihres imposanten Erscheinungsbilds nach Deutschland importiert wurde und bis zu fünf Meter hoch werden kann, löst extreme allergische Reaktionen aus. Wer mit der Pflanze in Kontakt kommt, muss wenige Stunden danach mit Hautreaktionen rechnen, vor allem, wenn die betroffenen Hautstellen dem Sonnenlicht ausgesetzt wurden.
Die ganze Pflanze inklusive der Wurzel enthält photosensibilisierende Furanocumarine, die nach Kontakt und Sonneneinstrahlung sogenannte phototoxische Reaktionen hervorrufen. Bei empfindlichen Erwachsenen und Kindern kann die Reaktion bereits durch ein bloßes Streifen der Blätteroberfläche entstehen.
Riesenbärenklau? Nicht verwechseln mit Echter Engelwurz (Angelica archangelica)! Die echte Egelwurz ist nämlich eine mehrjährige Heil- und Gewürzpflanze, deren Pflanzenteile allesamt verwendet werden können. Allerdings ist der Echte Engelwurz widerum leicht mit dem tödlich giftigen Wasserschierling zu verwechseln. Also, bitte achten Sie unbedingt darauf, alle Pflanzen genaustens zu identifizieren!
Reaktionen auf Bärenklau /
Symptome nach Kontakt mit Bärenklau:
- Rötungen
- Hautentzündungen
- Juckreiz, Hautreizung
- Ödeme
- entzündliche, schmerzhafte Blasenbildung
- großflächige Hautreizungen
- Quaddelbildung
- Verbrennungen ersten bis zweiten Grades
- Fieber
- Schweißausbrüche
- Kreislaufschock
- besonders starke, schlecht heilende Hautschäden
Asthma-Auslöser Ambrosia
Auch wer sich bisher nicht zu den Allergikern rechnet, könnte in Zukunft allergisch reagieren – zumindest auf eine Pflanze. Die Ambrosia, auch beifußblättriges Traubenkraut oder Beifuß-Ambrosie genannt, kann tränende Augen, Kopfschmerzen und sogar Asthma auslösen. Denn die Pollen sind winzig und gelangen bis tief in die Bronchien. Das Bayrische Gesundheitsministerium für Gesundheit und Pflege schreibt zu Ambrosia, dass stark empfindliche Personen schon ab ein bis drei Pollen pro Kubikmeter Luft allergische Reaktionen zeigen – und ab zehn Pollen pro Kubikmeter Luft wird von einer Mehrzahl Menschen mit Ambrosia-Sensibilisierung über typische Allergiesymptome geklagt. Bei Gräser- oder Birkenpollen kommt es erst bei einer Konzentration von mehr als 50 Pollen zu einer echten Belastung. Wer eine Ambrosia-Pflanze entdeckt, sollte bei deren Entfernung folgendes tun:
Ambrosia Pflanzen entsorgen:
- Handschuhe tragen und jeglichen Körperkontakt vermeiden
- in der Blütezeit (August bis Dezember) Mundschutz tragen
- unbedingt auch die Wurzeln der Pflanzen entfernen
- Pflanze in einem geschlossenen Beutel im Hausmüll entsorgen
- auf keinen Fall in den Kompost oder Biomüll geben
- Fundstellen beobachten, ob neue Pflanzen entstehen
- Ambrosiafunde melden: Ambrosia Meldestellen
Ein weiterer Allergie-Auslöser, der jedoch keine Pflanze ist – sich aber auf einer befindet: Der Eichenprozessionsspinner: die neue Gefahr auf Spielplätzen und Pausenhöfen. Erfahren Sie mehr über die Raupen des unscheinbaren Falters, der mit seinen hochallergenen Brennhärchen für viel Aufregung sorgt.
Giftpflanzen & Spielplatz: Eine nützliche App für den Notfall
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stellt neben zahlreichen Veröffentlichungen auch eine nützliche App zur Verfügung „BfR-Vergiftungsunfälle bei Kindern„, die neben Vergiftungen im Haushalt und durch Medikamente auch die Kategorie „Vergiftungen durch Pflanzen“ abbildet. Hier gibt es eine Übersicht der Pflanzen mit Abbildung, das Vergiftungsbild, Erste-Hilfe-Empfehlungen und die Möglichkeit, direkt über die App den Giftnotruf zu erreichen.
Dornen und Brennnesseln? Die gehören zum Alltag!
Vielleicht setzen wir uns für diese Aussage in die Nesseln – aber Brennnesseln gehören zum Alltag, genauso wie Dornen und Disteln! Ganz klar, eine Dornenhecke hat dort, wo Kinder stürzen können, zum Beispiel in Laufbereichen, nichts verloren. Und auch hohe Brennnesseln, die Durchgänge einschränken, machen keinen Spaß. Aber Kinder sollten lernen dürfen, dass es „wehrhafte“ Pflanzen gibt. Wenn am Rande eines Spielplatzes einige Brennnesseln oder Heckenrosen stehen oder sich eine Distel in der Wiese verirrt, dann ist dagegen nichts einzuwenden. Denn Risiken sind für die Entwicklung eines jeden Kindes wichtig. Warum? Kinder brauchen Freiräume und Herausforderungen, an welchen sie wachsen – nur so lässt sich eine gesunde Selbstwahrnehmung bei Kindern fördern.
*Vielen Dank an Frau C. B. fürs aufmerksame Lesen! 🙂
Bild: romrodinka / Essentials Kollektion / istockphoto.com
19. Mai 2020 / 20:19
Sehr geehrte Damen und Herren,
ich wollte mich für die kompetente Auskunft bedanken. Der Artikel ist super geschrieben und hilft einen weiter. Ich war erst neulich auf dem „Stamm-Spielplatz“ in der Alfred-Kowalke-Straße Nähe der Kirche Friedrichsfelde in Berlin und musste mit erschrecken feststellen, das dort mehrere Büsche des Goldregens vorhanden sind. Der Spielplatz ist immer gut besucht und für alle Altersgruppen gedacht, was mich ziemlich stark beunruhigt. Als Mutter eines zweijährigen bin ich nun immer sehr bedacht, wenn es zum genannten Spielplatz geht. Allerdings könnte ich mir vorstellen, das viele Eltern keine Ahnung von der Gefahr des Goldregens haben. Nun zu meiner Frage, an wen kann ich mich wenden um hier für „Ordnung“ zu sorgen, damit kleine Kinder wieder weiterhin ohne bedenken spielen können.
Mit freundlichen Grüßen
Frau Zirschwitz
24. Juni 2020 / 8:38
Hallo Frau Zirschwitz,
wir freuen uns, dass unser Blogbeitrag Ihnen weiterhelfen konnte. Goldregen auf dem Kinderspielplatz kann in der Tat ein Risiko darstellen. Hier ist es ratsam, den Spielplatzbetreiber zu ermitteln und ihn über die Sachlage zu informieren, damit dieser seiner Verkehrssicherungspflicht nachkommen kann und die Pflanzen entfernt. Handelt es sich um einen städtischen Spielplatz, wenden Sie sich am besten an die Stadtverwaltung. Bis die Pflanzen entfernt wurden, hilft es sicherlich, Ihren Sohn sowie andere Eltern über die Gefahr aufzuklären. Es gilt jedoch dazu zu sagen, dass seit vielen Jahren glücklicherweise keine Kinder durch Giftpflanzen auf Spielplätzen ernsthaft gefährdet wurden. Man kann also sicherlich weiterhin mit Freude den Spielplatz besuchen.
Wir hoffen, dass das Problem bald gelöst wird.
Herzliche Grüße
Ihr eibe Team
26. Mai 2021 / 10:01
Unser Sohn (14 Monate) geht derzeit fleissig auf Entdeckungsreise und dazu gehört auch, dass alles angekaut und z.t. auch runtergeschluckt wird. Leider werden im städtischen Bereich in Düsseldorf oft Eibe und Kirschlorbeer als einzige Heckenbepflanzung gewählt, vor allem in neu gestalteten Anlagen. Einige private Spielplätze sind komplett von Kirschlorbeer umzäunt. Es scheint eine richtige Trendpflanze zu sein. Daneben finden sich vor Hotels und Bürohäusern großflächige Eibenrabatten. Auch wenn diese optisch durchaus ansprechend sind, so bin ich als Mutter doch inzwischen anders sensibilisiert. Wie sehen sie diese Entwicklung?
25. Juni 2021 / 8:36
Hallo Frau Rost,
grundsätzlich gilt zu sagen, dass von Giftpflanzen im öffentlichen Raum relativ wenig Gefahren ausgehen.
In den letzten Jahrzenten kam es deutschlandweit nur zu sehr wenigen Vorfällen, so wenigen,
dass Planer*innen kaum noch auf die Verwendung von Eibe und Lorbeerkirsche achten.
Die gute Nachricht: Es gehen wenig Gefahren für Kinder aus.
Die schlechte Nachricht: Pflanzen wie die Lorbeerkirsche sind Exoten und bieten unseren heimischen Tieren weder Nahrung noch Lebensraum.
Wir gehen allerdings davon aus, auch auf Grund von Warnungen von Umweltverbänden wie dem NABU,
dass der Trend sich die nächsten Jahre umkehren wird.
Viele Städte und Gemeinden haben dies mittlerweile erkannt und setzen auf städtischen Flächen wieder auf Pflanzen wie Weißdorn, Schlehe und Haselnuss.
Wir hoffen, das hilft Ihnen weiter.
Herzliche Grüße
Ihr eibe Team
16. April 2022 / 17:59
Über dem Sandkasten des öffentlichen Spielplatzes den ich häufig mit meinem 9 Monate alten Sohn besuche, wachsen riesige Eiben. Die Pflanzenteile finden sich zuhauf im Sand.
Stellt das eine Gefahr dar?
20. April 2022 / 13:49
Sehr geehrte Frau Klien,
grundsätzlich gilt zu sagen, dass die europäische Eibe (Taxus bacata) durchaus giftig ist und es bei erhöhtem Verzehr zu Beschwerden bis hin zu Atemwegslähmungen oder Herzversagen kommen kann.
Der Verzehr von Pflanzenteilen, vor allem der Früchte inklusive Kerne, sollte daher unterbunden werden.
Allerdings sind in den letzten Jahren europaweit keinerlei Fälle bekannt, bei denen es zu Vergiftungen nach Verzehr von Pflanzen kam, insbesondere bei Eiben auf Spielplätzen.
Bei beaufsichtigten Kindern sollte das Risiko also eher gering sein.
Beste Grüße
Ihr eibe Team
30. Juni 2023 / 20:48
Liebes Team, direkt an der Grundstücksgrenze befindet sich auf dem Nachbargrundstück ein hoher Goldregen. Wir haben 3 kleine Kinder sowie freilaufende Hühner. Da der Verzehr von 10 Samen durchaus tödlich sein kann, die Samen durch den Wind weit getragen werden und Kleinkinder ALLES in den Mund stecken, bin ich sehr besorgt. Kann der Nachbar zur Entfernung vom Amt aufgefordert werden? Er ist leider gänzlich uneinsichtig. Vielen Dank im Voraus mit Grüßen aus Hamburg
4. Juli 2023 / 9:13
Hallo Heike,
vielen Dank für Ihren Kommentar und Ihr Interesse an den eibe Blogbeiträgen.
Ihre Sorgen um das Wohl der Kinder sind verständlich und nachvollziehbar.
Als Hersteller von Spielplatzgeräten sind wir allerdings keine Experten was die privatrechtliche Seite zu diesem Thema betrifft.
Wir bedauern Ihnen deshalb hierzu leider keine Information oder Beratung anbieten zu können.
Unfälle auf Spielplätzen in Zusammenhang mit Giftpflanzen sind uns bisher keine bekannt geworden.
Mit freundlichen Grüßen
Ihr eibe Team