Das Konstruktionsspiel: Kinder mit Bauen fördern

30. August 2020

Kunterbunte Knetfiguren, Basteleien aus Papier und Bauwerke aus Holzklötzen – gerade in jungen Jahren basteln und bauen Kinder viel. Und das nicht nur, weil es Spaß macht. Das sogenannte Konstruktionsspiel erfüllt dabei einen ganz bestimmten Zweck: Es fördert Kinder in ihrer Entwicklung. Diese Art des Spiels beginnt im zweiten Lebensjahr. Zuvor haben die Kinder bereits im Objektspiel reichlich Informationen über das Baumaterial gesammelt – durch Tasten und Schmecken von Gegenständen. Im Konstruktionsspiel werden besagte Informationen genutzt, um die erforschten Materialien kreativ zu handhaben. In diesem Blogbeitrag erklären wir Ihnen, inwiefern das Konstruktionsspiel die Entwicklung Ihres Kindes fördert und wie Sie es zusätzlich unterstützen können.

Inhaltsverzeichnis

Mehr über den frühkindlichen Lernprozess und inwiefern das Spielen zur Entwicklung Ihres Kindes beiträgt, lesen Sie in unserem Blogbartikel: „Spielentwicklung in der frühen Kindheit: Welche Arten des Spiels gibt es?“

So fördert das Konstruktionsspiel die Fähigkeiten von Kindern

Kognitive Fähigkeiten

Allgemein geht es beim Konstruktionsspiel darum, mit Hilfsmitteln ein Produkt, wie etwa eine Zeichnung, ein Bauwerk oder eine Knetfigur herzustellen. Damit das gelingen kann, müssen Kinder vorher überlegen, wie das Ergebnis letztendlich aussehen soll. Sie müssen folglich im Kopf einen Plan erstellen und diesen während des Konstruktionsprozesses verfolgen. Das erfordert sowohl eine systematische Herangehensweise als auch kognitive Leistungsfähigkeit.
Da Konstruktionsspiele hohe Aufmerksamkeit verlangen, können sie auch als Konzentrationsspiele angesehen werden. Sie trainieren also zeitgleich die Fähigkeit von Kindern, sich über einen gewissen Zeitraum konzentriert mit einer bestimmten Tätigkeit auseinanderzusetzen. Ist das Kunstwerk erst einmal gebastelt oder ein Turm gebaut, erfährt das Kind ein klares Erfolgserlebnis. Dieses verleiht das Wissen, etwas erfolgreich vollbracht zu haben, und das Selbstvertrauen, den Prozess erfolgreich zu wiederholen.

Motorische Fähigkeiten

Zudem üben Kinder im Konstruktionsspiel die Handhabung erster Werkzeuge, wie beispielsweise Buntstifte oder Bastelscheren. Sie lernen deren Funktionsweise und wie sie effektiv mit ihnen umgehen. Das fördert nicht nur die bereits angesprochene Konzentrationsfähigkeit, sondern auch die Feinmotorik. Außerdem vermittelt es neues Wissen über die Eigenschaften von Gegenständen und hilft Kindern, gesetzesmäßige Grenzen auszutesten. Zum Beispiel verrät das Malen mit Wasserfarben, dass viel Wasser die Farbe übers Papier laufen lässt. Oder das Spielen mit Bauklötzen, dass sich keine zwei Holzkugeln, wohl aber zwei Holzwürfel übereinander stapeln lassen.

Die zwei Arten des Bauens

Beim Konstruktionsspiel unterscheidet man zwischen zwei unterschiedlichen Arten des Bauens: dem experimentierenden Bauen und dem konstruierenden Bauen. Dabei bildet die erste Art des Bauens eine Grundlage für die zweite Art.

Experimentierendes Bauen

Zu Beginn haben die Kinder noch keine oder wenig Vorerfahrung und sammeln diese durch das Ausprobieren verschiedener Materialien oder Gegenstände. Beim experimentierenden Bauen handelt es sich um ein sehr freies Spielen bzw. Bauen, ohne vorgegebenes Ziel. Zum Bauen gehört in diesem Fall auch das anschließende Zerstören des Bauwerks. Experimentierendes Bauen umfasst also das Verbinden verschiedener Gegenstände und Materialien ebenso wie das Zerlegen derselben.

Konstruierendes Bauen

Hierbei handelt es sich um eine anspruchsvollere Variante des Bauspiels. Die Grundlage sind in diesem Fall Spielmaterialien, die in strukturierter Form angeboten werden. Es geht nicht darum, einfach irgendetwas zu bauen, sondern nach Regeln zu Bauen und mit Sinn und Verstand, also geplant, vorzugehen.

Konstruktionsspiel zu zweit – Die Vorteile gemeinsamen Bauens

Bauen allein macht Spaß, Bauen zu zweit oder zu dritt gleich noch viel mehr. Und das Beste daran: Regelmäßiges, gemeinsames Basteln und Bauen bringt Vorteile mit sich, von denen Kinder langfristig profitieren.

  • Gemeinsames Bauen stärkt die Sozialkompetenz: Bauen mit einem Partner heißt, nicht ausschließlich die eigenen Interessen durchsetzen zu können. Jedes Kind, das am Bastel- bzw. Bauprojekt beteiligt ist, hat ein Mitspracherecht. Damit also harmonisch miteinander gespielt werden kann, muss stets aufeinander Rücksicht genommen und einander zugehört werden. Das fördert den sozialen Umgang des Kindes mit anderen und macht es nachhaltig zu einem besseren Teamspieler.
  • Gemeinsames Bauen trainiert die Kommunikationsfähigkeit: Eine Konstruktion mit zwei Baumeistern kann nur unter ständiger Absprache gelingen. Jedes Kind muss seinem Baukumpanen folglich das eigene Bauvorhaben erklären und beschreiben, wie er sich das Konstrukt am Ende vorstellt. So übt es die Reflexion seines eigenen Tuns sowie die verbale Ausdrucksfähigkeit und natürlich Gespräche zu führen.
  • Gemeinsames Bauen bedeutet voneinander lernen: Arbeiten zwei Kinder zusammen, wird bestenfalls auch gemeinsam über das Bauprojekt entschieden. Dadurch bietet sich jedem Kind die Möglichkeit, Ideen voneinander abzugucken oder neue Bautechniken kennenzulernen und diese auszuprobieren, zu adaptieren und selbst zu üben.

Weitere Formen des Konstruktionsspiels

Es müssen nicht zwangsläufig Bauklötze sein. Vor allem älteren Kindern sehen darin meist gar keinen Reiz mehr. Das Konstruktionsspiel tritt jedoch in den verschiedensten Formen auf und lässt sich problemlos der jeweiligen Altersklasse sowie den Vorlieben Ihres Kindes anpassen. Aber Achtung: Die Vielfalt macht’s! Und Neues auszuprobieren hat noch nie jemandem geschadet.

  • Erfinderisch mit Konstruktionsspielzeug (Lego, Duplo, o. ä.): Das Upgrade zu den anfänglichen Bauklötzen ist eine super Möglichkeit, erfinderisch zu sein und sich mit Bausteinen und Konstruktionselementen auszutoben. Spielidee: Unabhängig voneinander das gleiche Objekt bauen – ein Sichtschutz hilft hier gegen heimliches Spicken. Die unterschiedlichen Ergebnisse sind erstaunlich, inspirieren und bringen oft neue Ideen!
  • Kreativ mit Sand: Egal ob auf dem Spielplatz oder im Garten – eine Sandgrube kommt bei Kindern immer gut an. Und mit Sand lässt sich weitaus mehr schaffen als die klassische Sandburg. Ein Eimer voll Wasser und die gegrabenen Schluchten werden zum Flusssystem. Schon einmal versucht, Möbel aus Sand zu bauen? Oder Schuhe, in die man sogar reinsteigen kann?
  • Modellieren mit Knetmasse: Schmuck, Spielfiguren oder was ganz anderes? Mit Knetgummi sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Heller Salzteig lässt sich übrigens leicht selbst herstellen und nach dem Trocknen sogar bunt bemalen. Auf diese Weise entsteht tolles, selbstgemachtes Spielzeug wie Tierfiguren oder Obst und Gemüse für den Kaufmannsladen.
  • Neues basteln aus Alltagsgegenständen: Bastelmaterial muss nicht teuer sein, vor allem aber muss es nicht immer neu gekauft werden. Alltagsgegenstände wie leere Toilettenpapier- oder Küchentuchrollen, Kartons und PET-Flaschen sind hierbei oft eine tolle Alternative und erhalten so ein zweites Leben. Auch Eisstiele geben prima Baumaterial für Zäune und Bahnschienen ab und bieten obendrein einen 1A Grund mal wieder ein Eis zu essen!

Konstruktionsspiel: Das richtige Spielzeug macht’s

Sie können Ihr Kind jederzeit gezielt zum Konstruktionsspiel motivieren, indem Sie sich Zeit nehmen, mit ihm etwas zu basteln oder bauen. Allerdings lässt sich der Fördercharakter des Konstruktionsspiels auch mit Leichtigkeit in das alltägliche Spiel integrieren. Geeignetes Spielzeug ist hierbei der Schlüssel! Stellen Sie Ihrem Kind am besten Spielzeug zur Verfügung, das seine Fantasie und Kreativität nicht einschränkt. Große, vorgefertigte Teile aus Plastik, die sich nicht verändern lassen, sind hier eher hinderlich. Lieber sollte auf Elemente zurückgegriffen werden, die vielseitig verwendbar oder zumindest unterschiedlich kombinierbar sind, da sich aus ihnen immer wieder etwas Neues bauen lässt. Anstatt beispielsweise eine fertige Zooanlage zu kaufen, lassen Sie Ihre Kinder doch selbst Gehege für ihre Tierfiguren zusammenzustellen und individuell auszustatten. Auf diese Weise werden die Kinder vor die Herausforderung gestellt, das für das ihr Spiel benötigte Teil selbst zu konstruieren – und das Spielen selbst gestaltet sich freier und spannender.

Das Konstruktionsspiel funktioniert als solches super – lässt sich aber auch prima mit anderen Spielarten verbinden. Mit dem Rollenspiel zum Beispiel! Das ist eine weitere, tolle Art, die Entwicklung ihres Kindes mit Spaß voranzutreiben. Mehr dazu lesen Sie in unserem Blogbeitrag: „So wichtig sind Rollenspiele: Kinder spielerisch fördern!“

Bild 1 : Aleksandar Nakic / Signature Kollektion / istockphoto.com
Bild 2: Aleksandar Nakic / Signature Kollektion / istockphoto.com

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